Das neue Deutschland tendiert zum Irrationalismus
Nun wird es langsam immer klarer. Nach der „Hessenwahl“ (28.11.18) darf man getrost davon ausgehen, dass die Republik immer irrationaler und reaktionärer wird. Der Aberglaube nimmt zu und erreicht auch bisher eher rational denkende Menschen. Optisch dürfte dass an den Grafiken zu den Wahlen gestern und heute sichtbar sein. Die im harten Kern okkult bis esoterisch (der die Einsicht in das Geheimwissen der Welt habe, auch der übersinnlichen) grundierte Ökopartei nimmt in fast allen Bundesländern zu und kann dankbar aus den irrationalen Rändern der SPD und auch der CDU/CSU profitieren. Die Zuwanderung ins linksliberale Milieu ist eindeutig. Aber auch die AfD schafft es mit Hessen nun in allen Ländern der Republik vertreten zu sein. Also Reaktion von links und rechts?
„Böse Buben“ sprechen davon, dass die Reaktionäre von der politisch rechten Seite Unterstützung von den politisch eher linken Protagonisten, z. B. den Grünen, erhalten. (Essay von Alexander Kissler zum neuen Buch von Mark Lilla „Der Glanz der Vergangenheit. Über den Geist der Reaktion“ Cicero Nr.09)
Verwiesen wird dort, dass der von Lilla vernachlässigte Louis de Bonald z. B. schrieb “ Die Schwachen begeistern sich für die Menschen und die Starken für die Dinge“. So wird vielleicht erklärlich, dass die neue deutsche Politik-Diskussion sich in erster Linie für die Anführer der politischen Parteien und Bewegungen interessiert und weniger an den Programmen ausgerichtet ist.
In jeder esoterischen oder okkulten Bewegung sind die Führer oder Gurus, wie sie dort heißen, maßgeblich für das Gelingen. Das gilt natürlich nicht nur für die Irrationalisten, aber hier ganz besonders.
Gemeinsam ist ihnen der Rückgriff auf längst Vergangenes mit dem Hinweis , dass früher alles besser gewesen sei und man daher wieder Zustände herauf beschwört, wie sie einmal waren. Sei es der gute alte Wald, eine Welt ohne, mindestens aber mit weniger Technik, ein Heimat-Verständnis, wie es völkischer gar nicht sein kann, usw.. Und politisch Rechts, wie Links scheinen damit Erfolg zu haben.
Und es reicht nicht aus, dass Herr Lindner den neuen Guru der Grünen öffentlich als „cremig“ bezeichnet, sondern es sollte schon der Anwurf mit etwas Aufklärung in der Sache gewürzt werden, was ihm bisher nicht gelang. Wenn über Nationalismus kontrovers gestritten wird, sollte zumindest anerkannt werden, das es Nationen gibt, die eine Nationalkultur haben. Dann darf gern überlegt werden, ob die Nation und ihre Kultur überwunden werden sollten oder überhaupt können. Will die „Weltgemeinschaft“ das denn?
Und zuletzt sei darauf verwiesen, dass es sehr wohl zu einer freien Gesellschaft gehört, dass man streitet und zuhört, um zu verstehen, was der oder die Andere überhaupt aussagen will. Das gilt im übrigen für alle demokratisch gewählten Parteien, Bewegungen und Individuen.
Gerhard Kern, am 29.11.2018