Das Thema ist brandaktuell und ich dachte, dass ich mir eine Sendung am 16.01.2014 von und mit Maybrit Illner zur “Armutswanderung” ansehen und hören sollte um zu erfahren wie Politiker und Intellektuelle ein Problem lösen könnten. Es war sogar tatsächlich ein indirekt “Betroffener” Roma zugegen. Der Sozialpädagoge Dzoni Sichelschmidt versuchte den Standpunkt der einwandernden Menschen darzustellen, die so vorschnell von den Polit-Strategen als Betrüger und/oder als potentielle “Sozialschmarotzer” verdächtigt werden und die man dringend wieder rausschmeißen sollte aus dem schönen reichen Deutschland.
Was dann an Argumenten so ausgetauscht wurde, insbesondere von dem Christlich-Sozialen-Union(isten) Herrmann oder von der Duisburger Hausbesitzerin, letztlich aber auch von dem Polizeigewerkschafter Wendt war mit Verlaub gesagt zutiefst unsozial, wenn nicht gar rassistisch in einer den Deutschen so eigenen Ausfertigung. Der ansonsten ganz konsequent argumentierende Polizist, war sich dann auch nicht zu schade von den Strafverfolgungsbehörden zu erwarten, das doch die Schulpflicht ohne wenn und aber durchgesetzt werden müsse. Hier zeigt sich eine Ahnungslosigkeit, die verblüfft. Man kann Romakinder nicht in Schulen zwingen, die ein Klima haben, welches den Verfolgten und Verachteten Angst macht. Hier müssten intelligentere Ansätze her, von denen ich bisher noch nichts gehört habe.
Erstaunlich souverän kam der Grüne Özdemir durch den Darstellung seiner, bzw. seiner Herkunftsfamilie rüber. Auch diese waren arm und ungebildet eingewandert und hatten die Schrecken jener Zeit durchleben müssen. So war durchaus etwas Empathie von Özdemirs Seite erlebbar. Die Berliner Stadträtin Giffey glänzte durch intelligentere sozialdemokratisch grundierte Beiträge und hatte pragmatische Vorschläge.
Natürlich ist es auch richtig, dass es auch bei Flüchtlingen böse Menschen gibt. Doch wurde und wird bei der Debatte so darüber gesprochen, als sei das ein der Ethnie zugehöriges Wesensmerkmal. Wenn schon die German-Angst vor Verbrechern existiert, so wäre es zumindest im paritätischen Maße richtig, die deutschen Gangster vielleicht nicht raus- aber dann eben reinzuschmeißen; in den Knast. Zahlenmäßig wären sie den Roma oder auch anderen Nicht-Deutschen hoch überlegen. Der Versuch Wendts dass in effektiver Weise in die Debatte einzubringen endet spätesten dann aber auch bei ihm im unterschwelligen Nationalismus. So faselten denn letzten Endes alle, außer Sichelschmidt, von “unserem Land” und überhaupt nicht mehr von Europa, welches doch Ziel der aktuellen Politik sein sollte.
Oder habe ich da etwas völlig falsch verstanden? Geht es vielleicht um ein Europa der Vaterländer oder Regionen, wie es die rechten Vordenker so im Sinn haben?
*(Rassismusdefinition: „Wollten wir eine knappe Formulierung wagen, so könnten wir sagen, dass Rassismus vorliegt, wenn eine ethnische Gruppe oder ein historisches Kollektiv auf der Grundlage von Differenzen, …………….. eine andere Gruppe beherrscht, ausschließt oder zu eliminieren versucht“ (Fredsrickson, S. 173).